Forschung

Fethiye ist ein Nistgebiet der Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta). Die wissenschaftliche Arbeit stellt die Grundlage dar, sinnvolle Schutzmaßnahmen zu treffen. Da der Zustand und besonders die Trends in den Schildkrötenpopulationen nur über wissenschaftliche Langzeitstudien aussagekräftig sind, ist es wichtig die Arbeit jedes Jahr fortzusetzen und neue Daten zu sammeln. Diese Daten werden in einem jährlichen Bericht zusammengefasst. 

Schichtarbeit

Die Arbeiten am Strand sind in zwei überlappende Phasen geteilt. In der Ersten Hälfte des Sommers begegnet man adulten Weibchen, während in der zweiten Sommerhälfte vorwiegend frisch geschlüpfte Jungtiere (Schlüpflinge, Hatchlinge) betreut werden.


Gearbeitet wird in 2 Schichten in der Nacht und am Morgen (22:00-2:00, 6:00-9:00). In diesen Schichten wird der Strand in kleinen Teams (2-4 Personen) abgegangen und alle Vorkommnisse in spezielle Datenblätter eingetragen.

Schildkrötenspuren am Strand

Werden im Sand Spuren von erwachsenen Schildkröten gefunden, so werden diese genau abgemessen (Länge und Breite). Bei den Spuren frisch geschlüpfter Jungtiere (Hatchlinge) wird die Anzahl notiert. Diese werden dann später mit der Anzahl der Eier im Nest verglichen ("Schlüpferfolg").

 

Sollte ein Nest entlang einer Spur entdeckt werden, wird dessen Standpunkt vermessen (Entfernung von markanten Fixpunkten am Strand) und die Distanz zur Wasserlinie eingetragen. Entlang der Spuren adulter Weibchen können auch sogenannte Body Pits gefunden werden. Hierbei handelt es sich um Nestgrabversuche, die jedoch nicht zu Ende geführt wurden.

 

Je nach Strandlage wird das Nest entweder mit speziellen Käfigen geschützt (hinter dem Strand befinden sich meist Lichter, welche die Jungtiere auf ihrem Weg zum Wasser irritieren) oder mit nummerierten Steinen markiert. Die Richtigkeit der Käfigstandpunkte muß in den folgenden Wochen kontrolliert werden, da sie öfters von Touristen verschoben werden bzw. die Steine verlegt werden.

Schildkröten am Strand

Sollte ein Weibchen bei der Eiablage angetroffen werden, werden die abgelegten Eier gezählt und die Schildkröte zum richtigen Zeitpunkt vermessen. Unmarkierte Tiere werden mit einer Marke an einer Flosse gekennzeichnet. Die Nummern von bereits vorhandenen Markierungen werden notiert.

 

Gräbt eine Schildkröte das Nest zu nahe am Meer, oder an einer anderen für das Gelege ungünstigen Stelle, wird dieses Nest verlegt. Diese sogenannten Hatcheries müssen innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Eiablage angelegt werden, um die Entwicklung der Eier nicht zu beeinträchtigen.

Kontrolle der Nester

Die Nester werden jeden Tag kontrolliert und die pro Nacht geschlüpften Hatchlinge genau registriert. Jungtiere die in den von Käfigen umstellten Nestern schlüpfen, werden eingesammelt und an dunklen Strandabschnitten einige Meter von der Wasserlinie entfernt unter Aufsicht der Mitarbeiter wieder ausgesetzt.

 

Nach Beendigung des Schlupfvorganges (einige Tage lange kommen keine Jungtiere mehr aus dem Nest) wird das Nest aufgegraben. Hier werden dann die Anzahl der unbefruchteten Eier, der toten Embryos, der von Insekten befallenen Eiern bestimmt und in Datenblätter eingetragen, wo auch die Zahl der erfolgreich geschlüpften Hatchlinge vermerkt ist.

 

Weiters wird die Temperatur in einigen ausgesuchten Nestern mittels speziellen elektronischen Temperaturchips, die bei der Eiablage miteingegraben werden, verfolgt. Die Datalogger werden entweder während der Eiablage direkt auf die Eier, oder danach in variierenden Tiefen eingegraben. Programmiert werden die Geräte bereits in Wien; über die ganze Saison wird pro Stunde eine Messung aufgenommen.

Veränderung am Strand

Veränderungen am Strand gegenüber dem Vorjahr werden mittels Fotos dokumentiert (eine Kamera mitzunehmen ist empfehlenswert). Solche Veränderungen können Abtragungen von Sand, Errichtung von Beachvolleyballplätzen und Gebäuden, Verschotterung des Strandes, Müll und ähnliches sein.


Durch unsere Langzeitstudien an den Stränden von Calis und Yaniklar können wir die Entwicklung der Nestanzahl der Caretta caretta verfolgen. Trotz Schutzbemühungen zeigt sich leider ein abnehmender Trend in bezug auf die Anzahl der Nester.